Mein Blog ist weniger eine Liebeserklärung an das, was die meisten unter Reisen verstehen; sich irgendwo in Südostasien am Strand hart betrinken, Selfies mit exotischen Tieren machen und den ganzen Tag in der Sonne liegen (was nicht heißt, das nicht das nicht auch alles schon gemacht habe…).
Er ist eine Liebesklärung an die Andersartigkeit der Welt, an das Voneinander-Lernen und miteinander reden. Mein schönstes Souvenir waren immer die Gedanken der Menschen, die ich getroffen habe. Sie sind mir zu einer Art Heimat unterwegs geworden. Denn ich fühle mich oft im Gefühl des Verstandenwerdens eher zuhause als an dem Ort, an dem ich geboren bin.
Wer sich die Zeit nimmt, der Welt ins Gesicht zu schauen, der kann sie nicht länger für einen schlechten Ort halten. Deshalb wird das hier eine Sammlung von Begegnungen. Mal von Menschen, die mir einfach ein Lächeln geschenkt haben. Mal von denen, mit denen mich gute Gespräche und Erinnerungen verbinden, die wie Wegweiser in mein Leben getreten sind.
Der Welt ins Gesicht schauen setzt den Glauben an das Gute im Menschen voraus. Ich weiß, wie schwer es fallen kann, daran zu glauben. Ich denke nur, wir sind völlig verloren, wenn wir das nicht tun. Wenn ich nicht mehr an das Gute glauben kann, macht es auch keinen Sinn mehr, zu reisen.
Der Schlüssel ist außerdem: das Gute ist da. Wir haben uns manchmal nur dafür entschieden, das Schlechte zu sehen. Wir halten das, was wir sehen, immer für eine objektive Wirklichkeit, die für uns alle genau gleich aussieht.
Tatsache ist aber: Es können drei Menschen durch genau die gleiche Landschaft laufen und jeder nimmt etwas völlig anderes wahr. Ich war mal mit einer Gruppe Mädchen in einem malaysischen Nationalpark unterwegs. Als wir abends im Hostel von unserem Tag erzählten, erzählte eine nur von den nervigen chinesischen Touristen, eine nur von den vielen Hügeln, die man ständig hoch- und runterlaufen musste und eine nur von den Tieren, die sie erwartet hatte, die aber nicht da gewesen waren. Jede hatte den Park ganz anders gesehen. Als wir unsere Fotos anschauten, waren auf meinen Pilze, Blätter, Rinde und Wurzeln. Die anderen fragten mich, wo ich denn langgelaufen wäre, sie hätten das alles nicht gesehen. Ich war keinen anderen Weg gegangen, aber dieses Beispiel zeigt, das wir das, was uns umgibt, nicht auf die gleiche Art sehen. Jeder sieht seine Welt durch persönliche Filter. Sie fischen nur das heraus, was uns interessiert oder was wir erwarten, zu sehen.
Ich glaube, dass es sich mit den Menschen um uns ähnlich verhält. Wenn wir die Menschen in anderen Ländern für Halsabschneider, Umweltverschmutzer und Idioten halten, werden wir genau das wahrnehmen. Oder wir ziehen sie an, nach dem Resonanzgesetz.
Wer man länger mit einem Menschen redet, dann findet man oft selbst in denen, die man zuerst für ganz üble Gesellen hält, etwas Positives. Der Penner am Straßenrand, die Putzfrau im Treppenhaus, der Gemüseverkäufer auf dem Wochenmarkt. Man muss gar nicht immer reden, manchmal reicht auch Anschauen schon. Es ist eine Entscheidung, dieses Schöne zu sehen oder eben nicht.
Mir ist das sicherlich nicht immer gelungen, ich bin oft wie ein kleiner Misanthrop durch die Welt gelaufen und habe mich furchtbar aufgeregt über all die Idioten um mich. Manchmal habe ich es aber geschafft. Ich habe mich auf jeder Reise darin geübt, der Welt mit einem Lächeln ins Gesicht zu schauen. Und siehe – sie lächelt zurück.
(Das Mädchen auf dem Titelbild ist aus Gambia, ich habe sie am Strand von Kololi getroffen)