Liebe Caroline, die ich in 10 Jahren sein werde. Manchmal träume ich von dir. In den guten Träumen bist du eine Frau, die Texte schreibt. Manchmal auch Bücher. Die sich das Denken selbst zum Beruf gemacht hat, weil es einfach die größte Liebe ihres Lebens ist. Du liest alle Bücher, für die mir immer die Zeit gefehlt hat. Auf den Gedanken anderer steigst du immer ein Stückchen höher auf einer Art Erkenntnisleiter des Lebens. Bis du eines Tages die Welt von oben sieht und alles versteht, was hier passiert.
Das ist der schönste Traum, den ich von mir selbst in 10 Jahren habe.
Ich weiß, dass du das ernten wirst, was ich jetzt säe. Ich trage eine Verantwortung, nicht nur für mein jetziges Leben, sondern auch für deins. Ich kann mich jetzt entscheiden, ob ich dir Angst und Zweifel säe oder meine Fähigkeiten, deren Früchte du dann ernten kannst.
„Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun“.
Das hat Molière oder Voltaire gesagt, man weiß es nicht genau. Man weiß aber genau, dass es wahr ist.
Wenn ich in 10 Jahren in einem Büro sitze und feststelle, dass ich mein bisheriges Leben mit Arbeit verschwendet habe, die mich nicht inspiriert, dann wäre das wirklich meine eigene Schuld. Dann kann ich zwar sagen, dass ich ja nur auf die gut gemeinten Ratschläge anderer gehört habe, die Sicherheit für mich wollten. Ich kann sagen, dass ich das umgesetzt habe, was andere als „das Beste für mich“ gehalten haben. Aber ich kann nicht sagen, dass ich meiner inneren Stimme gefolgt bin, dass ich das entfaltet habe, was in mir ist. Wenn ich dieses Potential nicht entfalte, stirbt es. Schon in der kurzen Zeit, in der ich fest gearbeitet habe, habe ich gemerkt, wie sich mein Kopf meiner Arbeit anpasst. Ich habe mir nach ein paar Monaten selbst beim Reden zugehört und mich erschrocken über die vielen Belanglosigkeiten, die ich sagte. Einfach, weil ich von so viel Belanglosigkeit umgeben war. Ein Job verändert Menschen, deshalb müssen wir so sehr darauf Acht geben, dass es der richtige für uns ist.
Ich weiß, dass Schreiben für mich richtig ist. Ich habe nur bisher immer gedacht, das würden eben schon andere machen. Überhaupt habe ich fast nie behauptet, dass ich schreiben kann, ich hatte immer Angst, es könne jemand anders daherkommen und es besser können.
In einer Welt, in der selbst Dieter Bohlen mit Singen Geld verdient, darf ich mich nicht von Versagensängsten abhalten lassen.
Ich verspreche dir, liebes Ich in 10 Jahren, dass ich mich von dieser Angst befreien werde. Dass ich selbstsicher nicken werde, wenn mich jemand mit hochgezogener Augenbraue fragt: „Wirklich? Mit Schreiben den Lebensunterhalt verdienen?“
Mein innerer Kritiker nimmt das alles hier natürlich nicht umkommentiert hin. Er denkt, wie viele andere, dass ich nichts als deine Privatinsolvenz säe. Selbst wenn das so sein sollte, du würdest verstehen, dass man Fehler machen muss, um daran zu wachsen. Dann wäre alles verlorene Geld gut angelegt in Erkenntnis, die man ohne Fehlermachen nicht bekommt. Dann müsstest du immerhin nicht zurückblicken und bereuen, es nie versucht zu haben.
Ich verspreche dir, keine Abkürzung zum Glück zu suchen. Keinen Partner, von dem ich glaube, dass er mir jeden Wunsch erfüllt. Keine Arbeit, die mir viel Geld, aber persönlich nichts bringt. Mein Glück ist nicht von Statussymbolen, meinem Idealgewicht oder der Bewunderung anderer abhängig. Ich weiß, dass ich in mir selbst etwas finden werde, das mich glücklich macht.
Ich verspreche, dass ich einen Weg suchen werde, keine Ausrede. Ich werde alles dafür tun, meine Träume wahr zu machen. Ich werde mich voller Vertrauen ins Unbekannte stürzen, so wie ich das bei jeder meiner Reisen auch getan habe.
Zwischen Stress und Routine vergessen wir schnell, dass wir nur diese eine Chance haben, dieses Leben zu leben. Mit seinen Hoffnungen und Enttäuschungen, mit seinen Träumen und Sehnsüchten. Mit all unseren Ängsten. Ich würde mir so wünschen, dass wir uns öfter daran erinnern.
8 comments On Versprechen an den Menschen, der ich in 10 Jahren sein werde
Wenn du weißt, was du willst, dann solltest du auch dafür eintreten. Nichts spricht dagegen, das Ganze mit Sicherheit zu tun indem man sich das Eigene neben einem festen Job aufbaut. Gut, vielleicht nicht das tollste und ja, du hast Recht, man muss aufpassen, dass man sich nicht gehen lässt, aber es ist eine Möglichkeit.
Mit deinem Wissen darüber, was du willst, bist du schon so viel weiter als viele viele andere, mich eingeschlossen. Ich weiß, wie ich mich fühlen möchte, ich weiß nur nicht, wie ich dies erreiche. Aber ich habe mir ein ähnliches versprechen gegeben, wie du dir, alles dafür zu geben!
Ich wünsch dir ganz viel Erfolg beim Standhalten gegen deinen inneren Kritiker und beim Erfüllen deines Traums.
Angela
Liebe Angela,
herzlichen Dank für deinen Kommentar!
Ich glaube auch überhaupt nicht, dass „normale“ Berufe oder Festanstellungen schlecht sind, es gibt bestimmt viele, die damit sehr glücklich sind und ich will das gar nicht werten oder irgendwie behaupten, ich wüsste es besser. Ich kann meine Wahrheit immer nur für mich selbst finden. Ich wollte das nur teilen, weil ich so viele Menschen kenne, die ihren Job hassen und trotzdem nicht kündigen.
Was mir geholfen hat, um zu finden, was ich möchte: sich Zeit zum Nachdenken geben. Klingt banal aber bei mir kam alle Einsicht, als ich wegen einem gebrochenen Arm eine Art Zwangsandacht hatte.
Auch dir viel Erfolg auf deinem Weg,
Caroline
Danke für diesen Text, Caroline. Ehrlich.
Gerne Thomas. Und danke, dass du mir das schreibst!
Liebe Caro,
habe diesen Text von dir erst jetzt gelesen. Megaschön und tiefsinnig. Hoffe das wir uns mal wiedersehen. Wenn
du in der Augsburger Ecke bist, dann melde dich einfach mal, du bist jederzeit herzlich willkommen!!! Fühl dich
ganz fest gedrückt
Janine
Liebe Janine,
vielen lieben Dank für deinen Kommentar, ich hab mich sehr gefreut und sende liebe Grüße aus Andalusien!
Caroline
Hey Caro, Danke. Schreib weiter. Es tut gut dich zu lesen.
Liebe Gabi, vielen lieben Dank für deine Worte, ich hab mich gefreut!